Saisonale Handelsstrategien
Bei der Saisonalität handelt es sich um einen technischen Signalgeber mit zumeist fundamentalem Hintergrund. Er läßt sich als Mischung charakterisieren, die durch die Kurse und durch den Kalender bestimmt wird. Im statistischen Sinne liefert der Kalender einen Zusatznutzen, da er als externer Einfluß unabhängig von gewöhnlichen Indikatoren ist. Ähnlich verhält es sich etwa bei der Intermarket-Analyse oder bei der fundamentalen Analyse. Dieser Zusatznutzen ist der Hauptvorteil der Saisonalität (sie 'korreliert' nicht mit anderen Indikatoren). Externe Signalgeber haben bei Einzelsignalen keine quasi-automatische Verlustbegrenzung, wie sie Trendfolger charakterisiert, so daß z.B. mit Stopp-Loss gearbeitet werden sollte. Nachteile der Saisonalität sind, daß einzelne Jahre abweichen können, daß die Saisonalität selbst sich ändern kann, und daß auch zufällige Ereignisse (z.B. Extremjahre) wie saisonale Muster aussehen können. Zu beachten ist, daß es die Saisonalität in einem Markt als solche gar nicht gibt, sondern nur einzelne saisonale Muster.
Saisonalität ist aufgrund ihrer kalendarischen Natur eigentlich ein mittelfristiger Signalgeber. Dennoch kann sie auch für kurzfristige Handelsentscheidungen herangezogen werden, denn der übergeordnete Trend beeinflußt auch die Profitabilität des kurzfristigen Einzelsignals (dies kann man sich etwa durch die Hebel-Handelsstrategie zunutze machen). Auch langfristig orientierte Anleger können die Saisonalität nutzen, und zwar für ihr Fein-Timing (etwa durch Verschiebung des Kaufs einer Aktie vom geplanten August in den günstigen November).
Beschreibung: In saisonal schlechten Zeiten wird auf ein Engagement verzichtet. Dies führt zu einer Reduzierung der Verluste und Drawdowns. Dadurch wird auch die Gewinnseite gestärkt.
BSP.: In den saisonalen schwachen Monaten August bis Oktober wird auf Aktienengagements verzichtet. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, daß dadurch in allen Phasen mit jeweils unterschiedlichen Einstiegspunkten eine signifikante Outperfomance bis Ende 1999 erzielt werden konnte. Selbst dieser simple Ansatz erhöhte also den Gewinn. Das ist umso bemerkenswerter, als die Strategie defensiv ist, denn immerhin ist man drei Monate des Jahres nicht im volatilen Aktienmarkt investiert.
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Umsetzung: Die Filtertechnologie ist sehr leicht umsetzbar. Als Handelslogik ist sie eigentlich ein Sonderfall der nachfolgend beschriebenen Hebeltechnologie.
Beschreibung: In Abhängigkeit vom saisonalen Zyklus wird das Engagement verstärkt bzw. zurückgefahren.
Bsp.: Im November, in dem eine saisonal günstige Phase beginnt, werden statt eigentlich geplanter 1000 Aktien 1200 gekauft. Im August, in dem eine saisonal ungünstigen Periode beginnt, hingegen statt geplanter 1000 aber nur 800. Das glättet die Ertragslinie, schwächt die Verluste und hebt die Gewinne.
Umsetzung: Die Hebeltechnologie ist leicht umsetzbar.
Beschreibung: Aus einer Vielzahl an Signalgebern, unter denen der saisonale nur einer ist, wird durch eine logische Verknüpfung ein Handelssignal gewonnen. Ziel ist die beste Kombination möglichst nicht-korrelierender Signalgeber.
Bsp.: Jeder der folgenden sechs Faktoren bekommt den Zahlenwert '1' zugewiesen, wenn er typischerweise für den Aktienmarkt eine positive Entwicklung begünstigt: Langfrist-Zinsentwicklung, Kurzfrist-Zinsentwicklung, langfristiger Trend, kurzfristiger Trend, Inflation, Saisonalität. Ist die Summe größer drei, wird eine Long-Position eingegangen.
Umsetzung: Die Umsetzung der komplexen Technologie für einen Einzelbereich wie Aktien ist noch als leicht zu bezeichnen. Die professionelle Entwicklung eines komplexen Handelssystems erfordert etwa zwei bis vier Mannjahre.
Beschreibung: Eine Position wird gemäß eines einzelnen saisonalen Trends eingegangen, der sich in der Vergangenheit bewährte.
Bsp.: Kauf eines DAX-Future am 15.12. und Verkauf am 6.1. des Folgejahres mit Stopp-Loss (Risikobegrenzung) 80 Punkte unter dem Einstiegskurs.
Umsetzung: Dieser aufgrund seiner Eindringlichkeit bei Neulingen der Saisonalität sehr beliebte Ansatz ist nur in professioneller Ausführung zu empfehlen, denn er erfordert strikte Risikobegrenzung, Diversifikation (Streuung auf viele Einzelmuster und Märkte) und aufwendige statistische Analysen. Die professionelle Entwicklung eines auf Einzelmustern basierenden Handelssystems erfordert etwa zwei bis fünf Mannjahre. Vorarbeit haben MRCI und Jake Bernstein geleistet (s.b. Links).
Bitte beachten Sie die Risikohinweise.
© 2001-2008 Dimitri Speck